Ein grundlegender Leitfaden zum SaaS-Vertragsmanagement
SaaS ist einfach zu betreiben, äußerst flexibel und unvergleichlich skalierbar. Aber es birgt auch ein gewisses Risiko. Wenn Sie die Nutzung des SaaS-Anbieters einstellen, können Sie Ihre Betriebsfähigkeit und sogar Ihre Daten verlieren. Aus diesem Grund ist ein SaaS-Vertragsmanagement so essenziell. Im Folgenden erfahren Sie alles zur Ermittlung der SaaS-Kosten, Festlegung von Vertragsdetails und Aushandlung Ihrer Bedingungen.
Definition: Was ist ein SaaS-Vertrag?
SaaS-Verträge regeln die genauen Bedingungen für die Nutzung von SaaS. SaaS („Software as a Service“) ist eine Softwarelösung, die die zeitlich begrenzte Nutzung einer bestimmten, vom Provider bereitgestellten Software ermöglicht. Diese wird außerhalb Ihres Unternehmens von einem Dritten betrieben und in einer Cloud gespeichert. Sie zahlen hierbei eine Abonnementgebühr an den SaaS-Anbieter, um Ihre Daten zu speichern, Ihre Anwendungen auszuführen und die damit verbundenen IT-Aufgaben zu erledigen.
Um die Nutzung der Software und deren Bedingungen genau festzulegen, wird ein SaaS-Vertrag ausgehandelt. Das ist sowohl für den Anbieter als auch für Sie als Kunden wichtig, da so entschieden wird, welche Leistungen in Ihrem Abonnement enthalten sind, für welche zusätzliche Gebühren fällig werden und wie Sie in verschiedenen Fällen abgesichert sind.
Weniger IT und ein entsprechend geringerer Aufwand für die Beaufsichtigung bedeuten weniger Kontrolle und Einflussnahme. Wenn ein SaaS-Anbieter versucht, Ihre Lizenzkosten zu erhöhen oder nicht ausgehandelte Gebühren zu verlangen, haben Sie nur die drei folgenden Möglichkeiten. Keine davon ist besonders attraktiv.
→ Wenn Sie zahlen, müssen Sie sich darauf einstellen, Vertragsbedingungen zu akzeptieren, die aus Ihrer Sicht nicht fair sind.
→ Wenn Sie kündigen, müssen Sie bei einem neuen Anbieter wieder ganz von vorne anfangen.
→ Wenn Sie verhandeln, treffen Sie Entscheidungen unter Druck, bevor Ihr aktueller Vertrag ausläuft.
Um solche Schwierigkeiten zu vermeiden, sollten Sie Ihren SaaS-Vertrag mit sehr spezifischen und detaillierten Bedingungen abfassen. Sie wollen mögliche Kostensteigerungen für Dienstleistungen, Nutzung, Datenverarbeitung und sogar Kündigung begrenzen. Außerdem wollen Sie sich genau darüber im Klaren sein, welche Leistungen Ihr Vertrag beinhaltet und welche Bedingungen gelten.
Dafür brauchen Sie eine effektive Strategie zur Vertragsverhandlung — hier kommt das SaaS-Vertragsmanagement ins Spiel. Besonders beim Abschließen des ersten Vertrags dieser Art gibt es viele Aspekte, deren Sie sich bewusst sein sollten, um Ihren Vertrag richtig abzuschließen. Genaue Definitionen der Leistungen, der rechtlichen Pflichten beider Seiten und der Konsequenzen im Falle der Nichteinhaltung dieser Pflichten sind notwendig, um alle Beteiligten abzusichern.
Was ist SaaS-Vertragsmanagement?
SaaS-Vertragsmanagement bezeichnet die systematische Organisation, Überwachung und Optimierung von SaaS-Verträgen. Dieses Management umfasst nicht nur den Abschluss des initialen Vertrags, sondern auch dessen fortlaufende Überwachung, Anpassungen und eventuelle Verlängerungen oder Kündigungen. Ziel des SaaS-Vertragsmanagements ist es, rechtliche und finanzielle Risiken zu minimieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die vereinbarten SaaS-Vertragsbedingungen für beide Vertragsparteien — SaaS-Anbieter und Kunden — erfüllt werden.
→ Daher haben wir hier 10 häufige Risiken im SaaS-Vertragsmanagement und die besten Praktiken zu ihrer Überwindung für Sie aufgelistet. So können Sie in Zukunft SaaS-Verträge richtig abschließen.
01 | Verhandeln Sie den Preis für Ihre SaaS-Vertragsverlängerung
Bei einer SaaS-Vertragsverhandlung können Sie eine Preisobergrenze für zukünftige Vertragsverlängerungen verhandeln, um Ihre künftigen SaaS-Kosten innerhalb des Budgets und Ihrer Erwartungen zu halten.
Beim SaaS-Vertragsmanagement geht es darum, einen SaaS-Vertrag mit Bedacht zu verhandeln. Wenn Sie die Kosten für die Verlängerung nicht begrenzen, kann der SaaS-Anbieter am Ende Ihres Vertrags die Preise nach Belieben erhöhen. Dann stehen Sie vor der Entscheidung, den neuen Preis zu akzeptieren oder den Vertrag mit dem Anbieter zu kündigen. Eine Kündigung ist allerdings kein leichtes Unterfangen, da sie sowohl Kosten als auch ein großes Durcheinander verursacht — vor allem dann, wenn es sich um einen für das Unternehmen kritischen Dienst handelt. Sie müssen diese große Preiserhöhung gegen den Aufwand und die Kosten abwägen, die ein Anbieterwechsel mit sich bringt.
Deswegen empfehlen wir, dass Sie in Ihrer SaaS-Vertragsverhandlung eine Obergrenze für die Preiserhöhung für den nachfolgenden Vertrag aushandeln, z. B. 3 % oder 5 %.
Praxisbeispiel
Praxisbeispiel: Creative Cloud
Bei einem unserer Unternehmenskunden hat Adobe am Ende eines Dreijahresvertrages eine 30-prozentige Erhöhung für die Creative Cloud Suite mit Mehrkosten von über 3 Millionen US-Dollar pro Jahr vorgenommen. In einer Nachverhandlung mit Adobe konnte die Erhöhung auf 10 % gesenkt werden.
CRM-Datenbank-Wachstum
Wir haben diese Situation bei einem USU-Kunden erlebt, der eine Customer Relationship Management-Lösung (CRM) verwendete, die immer höhere Kosten pro Monat verursachte. Die Datenbank wurde immer größer, weil neue Kunden, neue Daten und neue Aufträge in das CRM eingegeben wurden. Jedes Mal, wenn der vertraglich festgelegte Verbrauch überschritten wurde, musste der Kunde mehr bezahlen. Der Kunde hatte diese Gebühren nicht ausgehandelt und diese unvorhergesehenen Kosten nicht in seinem Budget eingeplant. Der einzige Ausweg bestand darin, die Datenbank regelmäßig zu bereinigen, um ihre Größe zu begrenzen oder zu reduzieren.
Szenario: Erneuerung Microsoft 365
Sie verwenden Microsoft 365, um Ihre Outlook E-Mails, Teams-Nachrichten und Geschäftsdokumente in Word, Excel und PowerPoint auszuführen und zu speichern. Was würden Sie tun, wenn Microsoft morgen Ihre Verlängerungsbedingungen ändern und den Preis um 25 % erhöhen würde? Würden Sie Ihre E-Mails zu Google Mail verschieben und Google Apps einschalten? Aus administrativer Sicht wäre das eine schwierige Entscheidung.
02 | Identifizieren Sie versteckte Kosten in Ihrem SaaS-Vertrag
Ziel eines effektiven SaaS-Vertragsmanagements ist es, finanzielle Überraschungen zu vermeiden. Ermitteln Sie daher proaktiv verborgene Kosten in den Bedingungen Ihres SaaS-Vertrags.
Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ist es wichtig, genau zu definieren, welche Leistungen in Ihrem Abonnement enthalten sind. Neben den Kosten für die Software können weitere Kosten wie Hosting, Speicherplatz und Datenbanken anfallen.
Wenn Sie eine monatliche oder vierteljährliche Rechnung erhalten, sehen Sie diese Kosten jedoch möglicherweise erst, wenn sie sich bereits zu höheren Summen angehäuft haben und rückwirkend nicht mehr zu verhindern sind.
03 | Vereinbaren Sie Flexibilität und Wachstum
Verhandeln Sie über ein flexibles SaaS-Preismodell, das sich an Ihrem geschätzten und tatsächlichen Geschäftswachstum orientiert.
Versuchen Sie bei den Vertragsverhandlungen, das Wachstum Ihres Unternehmens vorauszusehen. Achten Sie beim SaaS-Vertragsmanagement darauf, nur die Software einzuschließen, die Sie zu diesem Zeitpunkt benötigen und verhandeln Sie die Option, das Volumen während der Vertragslaufzeit zu erhöhen oder zu verringern.
Dies ist besonders kosteneffizient, wenn Sie mit einer langen Einführungszeit des SaaS-Produkts rechnen. Sie können nicht sofort alle Lizenzen austauschen, sondern müssen die Mitarbeiter über einen bestimmten Zeitraum hinweg migrieren. Eine Verhandlungstaktik besteht darin, einen mehrjährigen Vertrag abzuschließen, bei dem Sie jedes Jahr eine größere Anzahl von Lizenzen kaufen.
Praxisbeispiel: True-Down
Ein Unternehmen verkaufte eine Geschäftseinheit mit 10 % seiner Gesamtnutzer. Bei Microsoft war es immer möglich, die Lizenzen nach einem Jahr, zwei Jahren und drei Jahren eines Dreijahresvertrags zu erhöhen. Wir haben unseren Kunden auf eine neue Vertragsklausel mit der Möglichkeit der Lizenzverringerung vor der nächsten Vertragsüberprüfung hingewiesen.
Szenarien
Umstellung auf Office 365
Ihr Unternehmen nutzt unbefristete Lizenzen für HCL Domino und HCL Notes, möchte aber auf Office 365-Abonnements umsteigen. Sie haben 50.000 Mitarbeiter, planen aber, im ersten Jahr nur 15.000 Lizenzen als POC in begrenzten Regionen bereitzustellen, um die Fehlerfreiheit zu prüfen. Microsoft bietet einen enormen Rabatt für den Kauf aller 50.000 Lizenzen im Voraus an, aber das bedeutet, dass Sie über zwei Drittel für ungenutzte Dienste ausgeben und immer noch für Domino und Notes bezahlen.
Zusätzlicher OneDrive Speicherplatz
Ein Office 365-Abonnement berechtigt den Nutzer zu 2 Terabyte Speicherplatz auf OneDrive. Wenn Sie mehr Speicherplatz benötigen, müssen Sie eine neue Lizenz erwerben, die Ihren OneDrive-Speicher um 200 Gigabyte oder 1 Terabyte erweitert. Auch wenn durchschnittliche Nutzer des Services diese Option nicht benötigen, sollten Betroffene sich über die potenziell anfallenden Mehrkosten bewusst sein.
04 | Bestimmen Sie Service-Details
Nehmen Sie eine detaillierte Servicebeschreibung in den SaaS-Vertrag auf, um Ihre Nutzungsrechte und -beschränkungen vollständig zu definieren.
Eine Servicebeschreibung enthält alle Leistungen und Bestandteile des Produktes, zu denen Sie durch Ihren SaaS-Vertrag berechtigt sind. Gibt es Einschränkungen für Ihre Datenbank, Ihre Anwendungen oder die Anzahl der Nutzer pro Lizenz? Von Seite der Anbieter werden solche Fragen oft nur auf Nachfrage beantwortet.
Deshalb müssen Sie während der Vertragsverhandlung gezielt Fragen stellen, um die genauen Dimensionen der enthaltenen Dienste zu verstehen. Es lohnt sich ebenfalls, vor der Verhandlung Ihres SaaS-Vertrags eine Checkliste mit den Bestandteilen zu erstellen, die Sie in der Servicebeschreibung festgelegt haben möchten. So vergessen Sie keine der Leistungen, die für Sie relevant sind – das ist der Zweck von SaaS-Vertragsmanagement.
Das Szenario kommt Ihnen vielleicht bekannt vor, denn es gilt auch für On-Premises-Lizenzen. Aber bei einem SaaS-Vertrag können die Gebühren noch höher und unkontrollierter werden.
05 | Präzisieren Sie Vertragsbedingungen
Nehmen Sie Beschreibungen der Vertragsbedingungen (einschließlich URLs) in Ihrem SaaS-Vertrag auf, um das Risiko reduzierter Servicelevel oder Sicherheitsstandards zu vermeiden.
Dank SaaS-Vertragsmanagement behalten Sie stets den Überblick über Ihre SaaS-Verträge: SaaS-Anbieter ändern ihre Preise und Produktnutzungsrechte regelmäßig, manchmal von Quartal zu Quartal. Sie müssen alle Bedingungen, Bestandteile und Inhalte Ihres SaaS-Vertrags und deren genaue Definition kennen, z. B. die vertragliche Definition der erbrachten Dienstleistungen und der Produktnutzungsrechte. Nehmen Sie diese Details in den Vertrag auf, da der Anbieter seine eigenen Definitionen über die Länge Ihrer Vertragslaufzeit ändern kann.
Unterschreiben Sie den Vertrag nicht auf der Grundlage von Definitionen, auf die in einer URL verwiesen wird, da sich diese Webseiteninformationen jederzeit ändern können. Eine Methode zum Einfrieren der Beschreibungen besteht darin, die URL zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung auszudrucken, sie dem Vertrag als Anhang beizufügen und sicherzustellen, dass der Kundenbetreuer sie abzeichnet.
Szenarien
Bezahlen nach Größe oder Menge
Die Kosten für SaaS-Lizenzen hängen von einer festgelegten Lizenzmetrik ab, die bei der Vertragsverhandlung vereinbart wird. Dabei gibt es aber je nach Anbieter komplexere Metriken als die klassische ‘ein Benutzer/Gerät pro Lizenz’, die Sie bei Vertragsabschluss verstanden haben sollten. Auch hier gilt es, nach Details zu fragen:
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Manchmal basiert die Lizenzmetrik auf der Größe der Datenbank. Aber wie wird diese Metrik gemessen? Berücksichtigen wir auch die Größe der Protokolldateien? Werden auch veraltete Daten gezählt?
Manchmal basiert die Lizenzmetrik auf der Menge der versendeten E-Mails.
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Aber wie wird diese Metrik gemessen? Betrachten wir eine monatliche Vision oder eine jährliche kumulative? Werden auch Test-E-Mails gezählt?
Vermeidung von Datenlecks
Der Albtraum eines Versicherungsunternehmens ist, dass die persönlichen Daten seiner Kunden nach außen dringen. Für ein Pharmaunternehmen wäre es das Schlimmste, wenn eine Impfstoffformel an einen Konkurrenten weitergegeben würde. Wenn Sie für ein Softwareunternehmen arbeiten, müssen Sie die Vertraulichkeit von neuen Produktdesigns sicherstellen.
→ Beziehen Sie Ihr Sicherheitsteam ein, um Protokolle zur Einhaltung der Vorschriften zu ermitteln und zu testen, während der Vertrag geschrieben wird.
06 | Überprüfen Sie Datensicherheitsrichtlinien
Führen Sie eine sorgfältige Überprüfung der Richtlinien zur Datensicherheit und Datenschutz durch, bevor Sie einen SaaS-Vertrag abschließen. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Datenanforderungen einschließlich GDPR von diesem Anbieter eingehalten werden.
Wenn Sie einen SaaS-Vertrag abgeschlossen haben, werden Ihre Daten häufig in einer Drittanbieter-Cloud gehostet. Der Schutz Ihrer Daten sowie der Daten Ihrer Kunden liegt in Ihrer Verantwortung und sollte als Bedingung für Ihren SaaS-Vertrag hohe Priorität haben.
Wir raten Ihnen deshalb, Ihr IT Security Team während oder sogar vor den Vertragsverhandlungen in den Vertragsprozess einzubeziehen. Ihre IT Security könnte den POC begleiten, um zu bewerten, wie sicher die Verbindungen sind. Oder es kann Penetrationstests durchführen, um die Art von Daten zu genehmigen, die von SaaS-Anbieter gehostet werden sollen.
07 | Treten Sie die Haftung ab
Legen Sie im Vertrag fest, dass Ihr SaaS-Anbieter die Verantwortung für seine Subunternehmer übernimmt.
Jeder, der eine SaaS-Umgebung betreibt, kann Subunternehmer haben. Diese Unternehmen analysieren möglicherweise Daten, hosten sie oder bieten Support für die Infrastruktur. Sie müssen alle Begriffe und Definitionen der Sicherheit im Namen Ihres SaaS-Anbieters in Ihrem Vertrag festlegen.
Stellen Sie sicher, dass die Subunternehmer dieselben Anforderungen einhalten und dass Sie Ihren SaaS-Anbieter für die Handlungen und Fehler des Subunternehmers haftbar machen können. Dies ist besonders wichtig für den Datenschutz und die Datensicherheit und im Hinblick auf staatliche Vorschriften wie GDPR.
Szenarien
Haftung bei Verstößen
Nehmen wir an, Sie sind ein in Frankreich ansässiges Pharmaunternehmen, das einen SaaS-Vertrag mit Microsoft abgeschlossen hat. Microsoft teilt Ihnen mit, dass es mit einem externen Beratungsunternehmen zusammenarbeitet, um Ihre Server in Asien zu verwalten. Im Falle einer Datenschutzverletzung sollten Sie Microsoft direkt belangen können, anstatt sich an den Subunternehmer wenden zu müssen.
SLA für 99 % Verfügbarkeit
Ein Unternehmen setzt Microsoft Power BI Premium auf einem Microsoft Azure-Host ein. Manchmal kommt es bei den Datenimporten aufgrund eines Netzwerkproblems oder eines Systemfehlers zu Problemen. Microsoft hat eine Verfügbarkeit von 99 % versprochen, aber Ihre Konsole zeigt an einem bestimmten Tag eine Verfügbarkeit von nur 96 % an. In Ihrem Vertrag steht, dass Sie bei einer Verfügbarkeit zwischen 95 und 98,9 % Anspruch auf eine Erstattung von 1 % pro Tag haben. Das bedeutet, dass Sie vom Anbieter eine Gutschrift für die Ausfallzeit einfordern können.
08 | Definieren Sie eine Service-Level-Vereinbarung
Fügen Sie Ihrem SaaS-Vertrag klare Definitionen der einzelnen Service-Level-Vereinbarungen sowie der Vertragsstrafen und Regressansprüche bei Nichteinhaltung hinzu.
In einer Service-Level-Vereinbarung (SLA) werden die Erwartungen an die jeweiligen Produkte oder Dienstleistungen sowie die Messgrößen zur Überwachung und Bestätigung ihrer Effizienz festgelegt. Jede SLA muss in Ihrem SaaS-Vertrag enthalten sein, um dessen Bedingungen zu definieren. Außerdem müssen Sie die Sanktionen und Abhilfemaßnahmen für den Fall festlegen, dass der Anbieter das vereinbarte Serviceniveau nicht einhält.
Oft wird diese SLA von Ihrem Einkaufsteam gefordert, weil es sich den Zugang zu den Systemen und Daten sichern möchte, die es für zukünftige Verhandlungen benötigt. Es ist jedoch die Aufgabe des Infrastruktur- oder Beratungsteams, Vertragsstrafen einzufordern, da der SaaS-Anbieter Ihr Konto nicht proaktiv auf Fehler überprüft. Sie müssen also zwei Aspekte im SaaS-Vertragsmanagement beachten: Die Behebung bei SLA-Verletzungen im Vertrag zu definieren und im Falle eines Verstoßes nachzufassen.
09 | Kennen Sie die Gebühren für Datenextraktion
Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihre Daten einfach oder kostenlos abgerufen werden können. Vor allem bei kleineren SaaS-Anbietern ist dies oft nicht der Fall. Durch Klarheit beim SaaS-Vertragsmanagement schützen Sie sich vor Gebühren oder Verhandlungen.
Es gibt zwei Arten von Daten, die Sie möglicherweise aus einer SaaS-Anwendung extrahieren möchten: Die Benutzerdaten, die Ihre Konten, lizenzierten Benutzer und deren Nutzung aufzeigen. Und die Geschäftsdaten, mit denen Sie arbeiten – von Ihren Lieferanten, Kunden, Transaktionen, Anlagen, Lagern – wie Kundenlisten aus einem Customer Relationship Management-System (CRM) oder Produktmerkmale aus einem Product Lifecycle Management Systems (PLM).
Der Abruf dieser Daten aus dem Portal des Anbieters kann eine Verhandlung erfordern. Insbesondere kleinere SaaS-Anbieter haben vielleicht nicht die Funktionen entwickelt, um Daten aus ihren Vorgängen zu extrahieren.
Denken Sie im SaaS-Vertragsmanagement daran, den kostenfreien Zugriff und somit die Verfügbarkeit der Daten vertraglich festzulegen. Wenn es beispielsweise eine integrierte Funktion gibt, muss in Ihrem SaaS-Vertrag festgelegt werden, dass für die Durchführung der Extraktion keine Gebühr anfällt. Falls die Funktion schlecht implementiert ist und Sie Hilfe benötigen, sollten keine Gebühren anfallen, wenn der Anbieter diese Funktion unterstützt oder eine manuelle Extraktion für Sie durchführt.
Praxisbeispiel: Adobe kauft NeoLane
Was passiert, wenn Ihr SaaS-Produkt während Ihrer Vertragslaufzeit gekauft wird? Wir haben diese Situation bei NeoLane erlebt, einem CRM-Unternehmen, das von Adobe gekauft wurde. Die Anwendung wurde von Adobe neu gestaltet und die neue Version wurde als kostenpflichtiges Upgrade angeboten. Unser Kunde, der keine Vertragsbeschränkungen hatte, wurde aufgefordert, den doppelten Preis für seine vertragliche Wartung zu zahlen.
Szenario: Salesforce-Daten in SAP ERP
Sie verwalten Kundengeschäfte in Salesforce und möchten Rechnungen nach Geschäftsabschluss exportieren und im SAP ERP (Enterprise Resource Planning) speichern. Sie möchten Berichte über die monatlichen Ausgaben Ihrer Kunden erstellen, diese Daten extrahieren und sie in Excel einfügen. In Europa ist die Interoperabilität gesetzlich vorgeschrieben, sodass jede Anwendung in der Lage sein muss, Daten an eine andere Anwendung zu senden. Es könnten jedoch versteckte Gebühren anfallen, wenn Sie die Bedingungen nicht in Ihrem SaaS-Vertrag festlegen.
10 | Begrenzung der Übergangs- und Erweiterungskosten
Bauen Sie passende Vertragsbedingungen für den Übergang Ihrer Daten zu einem anderen Dienstleister und die Verlängerung Ihres Abonnements für ein übernommenes Unternehmen oder Tool in Ihren SaaS-Vertrag ein.
Sie haben einen großen Preisnachlass auf einen ursprünglichen Dreijahresvertrag erhalten und wollen ihn um ein viertes Jahr verlängern. Doch als Sie den neuen Preis aushandeln, schlägt der SaaS-Anbieter eine starke Erhöhung vor, wie z. B. Adobe versucht hat, die Kosten für Creative Cloud zu verdreifachen (siehe Best Practice 1).
Wenn Sie sich entscheiden, den Vertrag zu kündigen und zu einem anderen SaaS-Anbieter zu wechseln, kann es zu Problemen kommen. Ist in Ihrem bestehenden Vertrag festgelegt, dass alle Datensätze, Systemkonnektoren und Toolkonfigurationen abrufbar sind und problemlos an eine andere Anwendung übertragen werden können? Wenn sie abrufbar sind, schützt Ihr Vertrag Sie dann vor Übertragungsgebühren?
Sie sollten auch Vertragsdetails für Szenarien haben, in denen Ihr SaaS-Anbieter oder sein Produkt gekauft wird. Wenn Sie Ihre nächste SaaS-Vertragsverhandlung mit einem anderen Anbieter haben, könnte dieser versuchen, Ihnen für den Wechsel zu seinem neu herausgegebenen Produkt Gebühren in Rechnung zu stellen.
Einige Aspekte, die Sie im SaaS-Vertragsmanagement daher berücksichtigen sollten, sind der Zugang zum Support, Rechte auf Updates, Rechte auf Upgrades und sogar Rechte auf neue Versionen, die sich unter einem neuen Anbieter stark verändert haben könnten.
Fazit
Ein effektives SaaS-Vertragsmanagement hilft Ihnen, den Überblick über Ihre SaaS-Verträge zu behalten. Die professionelle Überwachung Ihrer SaaS-Verträge ist essenziell. Es ist wichtig zu wissen, welche Bedingungen in Ihrem Vertrag fehlen, welche Bedingungen sich im Laufe der Zeit ändern und auf welchen Bedingungen Sie bestehen sollten, damit Sie Ihre SaaS-Verträge richtig verhandeln und abschließen können.
Auch bei SaaS drehen sich Vertragsverhandlungen oft um Worst-Case-Szenarien. Sie sollten sicherstellen, dass Ihr SaaS-Vertrag so viele Situationen und Beispiele wie möglich abdeckt, damit Sie das Risiko in Kauf nehmen können.
SaaS-Anwendungen sind leistungsstark und effizient für Ihr Unternehmen. Ihr Abonnement kann Upgrades und Updates, den Zugang zu Kundendienst und Wartung oder die Verwaltung und das Hosting umfassen.
Sie können den SaaS-Anbieter dafür bezahlen, dass er technische Funktionen übernimmt, die Ihr internes IT-Team entlasten — aber weniger IT bedeutet auch weniger Kontrolle und weniger Einflussmöglichkeiten. Das kann zu unerwarteten Gebühren und Budgetüberschreitungen führen, die Sie durch effektives SaaS-Vertragsmanagement vorbeugen können.